Inkorporation (geringes Integrationsniveau)
Quelle: Boessmann, Remmers, 2016: Praktischer
Leitfaden der
tiefenpsychologisch fundierten Richtlinientherapie - Wissenschaftliche
Grundlagen, Psychodynamische Grundbegriffe, Diagnostik und
Therapietechniken, Deutscher Psychologen Verlag, Berlin
Als Inkorporation wird die früheste und primitivste Form der Internalisierung von Objekterfahrungen bezeichnet, die der Säugling v. a. beim Gestilltwerden macht.
Funktion: Die Inkorporation von Nahrung oder Suchtmitteln kann zur Abwehr von negativen Affekten und von Trauer eingesetzt werden, insbesondere bei realer oder fantasierter Trennung von einem wichtigen, aber ambivalent erlebten Objekt. Das einverleibte Nahrungsmittel oder Suchtmittel hat eine Ersatzfunktion für das vermisste Objekt. Es vermindert oder löst vorübergehend die negativ erlebte Bedürfnis- und Affektspannung.
Dysfunktionalität: Die Einverleibung von großen Mengen an Nahrung bei bulimischen Fressexzessen oder der Abusus von Suchtmitteln erfordern eine Spaltung: Während des Essens, Trinkens oder Rauschmittelkonsums werden die Nahrung, der Alkohol oder das Suchtmittel idealisiert und ihre schädlichen Auswirkungen verleugnet. Nach dem Konsum und Rausch werden die nachteiligen Auswirkungen des Inkorporierten (Völlegefühl, Gewichtzunahme, Kater, Turkey) intensiv erfahren. Bulimie-Patienten versuchen, das Inkorporierte durch Erbrechen wieder loszuwerden. Der Hass gegen das Objekt richtet sich, nachdem das Objekt einverleibt wurde und Teil des eigenen Körper geworden ist, gegen sich selbst.
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