Affektisolierung (mittleres Integrationsniveau)
Von Affektisolierung wird gesprochen, wenn die Erinnerung an ein Ereignis und die Vorstellung des äußeren Geschehens eines Erlebnisses von den dazugehörigen Gefühlen, die man eigentlich erwarten würde, abgetrennt scheint. Das Ereignis ist zwar bewusst, die Bedürfnisse und Affekte des Betroffenen in dieser Situation aber nicht (mehr) erreichbar. Die Affektisolierung wird oft von einer rationalisierenden Abwehr der eigentlichen inneren Antriebe begleitet. Beispiel: Ein 58jähriger Außendienstmitarbeiter mit einer Somatisierungsstörung wurde nach 25 Jahren Betriebszugehörigkeit von dem neuen Management seiner Firma überraschend entlassen. Die TherapeutIn erlebt in der Gegenübertragung Betroffenheit und Ärger über die rein ökonomisch motivierte Entscheidung der Geschäftsleitung. Der Patient wirkt hingegen erstaunlich gleichmütig und konstatiert nur, dass in seiner Branche viele ältere Mitarbeiter entlassen werden. Angesprochen auf Ängste im Hinblick auf eine mögliche Verschlechterung seiner wirtschaftlichen Situation, zuckt der Patient nur die Schultern und erklärt, dass man sich mit der drohenden Dauerarbeitslosigkeit eben abfinden müsse.
Funktion: Der emotionale Aspekt eines Ereignisses wird selektiv ausgeblendet. So muss man sich die emotionale Komponente der eigenen Handlungsmotive nicht eingestehen. Man kann sich vormachen, aus nüchterner, sachlicher Notwendigkeit so und nicht anders handeln zu können. Auf diese Weise kann man sich vor bedrohlichen Affekten schützen.
Dysfunktionalität: Die Affektisolierung befreit natürlich nicht von den abgewehrten Affekten. Gerade weil sie der bewussten Kontrolle entzogen sind, können sie sich besonders ungünstig auswirken. Im Fallbeispiel des Außendienstmitarbeiters richtet sich die auf der Ebene des Erlebens abgewehrte Aggression gegen den eigenen Körper und manifestiert sich als Somatisierungsstörung.
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